Die alten Rittersleut

Stimmband Nr. 209

  1. Zu Grünwald im Isartal, glaubt es mir, es war einmal,
    da ham edle Ritter g’haust, dene hat’s vor gar nix graust.
    Refrain: Ja, so warn’s, ja, so warn’s, ja, so warn’s die oidn Rittersleut,
    ja, so warn’s, ja, so warn’s die oidn Rittersleut.
  2. Gsuffa ham’s und dös net wia aus die Eimer Wein und Bier,
    ham s’ dann alls zammgsuffa gehabt, dann san s’ unterm Tisch drunt gflackt.
    Refrain …
  3. Hatt’ ein Ritter den Katarrh, damals warn die Mittel rar,
    er hat der Erkältung gtrotzt, er hat gräuschpert, gschnäuzt und grotzt.
    Refrain …
  4. So ein frührer Rittersmann hatte so viel Eisen an,
    die meisten Ritter, i muass sagn, hat deshalb da Blitz daschlagn.
    Refrain …
  5. Zu Grünwald die Ritterleut lebn nicht mehr seit langer Zeit,
    nur die Geister von denselben spuken nachts in den Gewölben.
    Refrain …
M.+T.: Karl Valentin (1882-1948); 1940

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten

Stimmband Nr. 202

  1. Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, nach Pankow war sein Ziel.
    Da verlor er seinen Jüngsten janz plötzlich im Jewühl;
    ne volle halbe Stunde hat er nach ihm jespürt.
    Refrain: |: Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.
  2. In Pankow gab’s kein Essen, in Pankow gab’s kein Bier,
    war alles uffjefressen von fremden Leuten hier.
    Nicht mal ne Butterstulle hat man ihm reserviert! Refrain …
  3. Auf der Schönholzer Heide, da jab’s ne Keilerei,
    un Bolle, jar nicht feige, war mittenmang dabei,
    hat’s Messer rausgezogen und fünfe massakriert. Refrain …
  4. Es fing schon an zu tagen, als er sein Heim erblickt.
    Das Hemd war ohne Kragen, das Nasenbein zerknickt,
    das linke Auge fehlte, das rechte marmoriert. Refrain …
  5. Als er nach Haus jekommen, da ging’s ihm aber schlecht;
    da hat ihn seine Olle janz mörderisch verdrescht!
    Ne volle halbe Stunde hat sie auf ihn poliert. Refrain …
  6. Und Bolle wollte sterben, er hat sich’s überlegt:
    Er hat sich uff die Schienen der Kleinbahn druffjelegt.
    Die Kleinbahn hat Verspätung, und vierzehn Tage druff,
    da fand man unsern Bolle als Dörrjemüse uff.
  7. Und Bolle wurd begraben in einer alten Kist.
    Der Pfarrer sagte “Amen” und warf ihn auf den Mist.
    Die Leute klatschten Beifall und gingen dann nach Haus.
    Und nun ist die Geschichte von unserm Bolle aus.
M.+T.: volkstümlich, um 1900 in Berlin

Herrn Pastor sieh Kauh

Stimmband Nr. 210

  1. Kennt ji all dat nee Leed, nee Leed, nee Leed, wat de ganz Stadt all weet, von Herrn Pastor sien Kauh?
    Refrain: |: Sing man tau, sing man tau, von Herrn Pastor sien Kauh, jau, jau!
  2. Oostern weer se dick un drall, dick un drall, dick un drall, Pingsten leeg se doot in’n Stall, Herrn Pastor sien Kauh. Refrain …
  3. As se weer in Stücken sneeden, Stücken sneeden, Stücken sneeden, het dat ganze Dörp wat kreegen von Herrn Pastor sieh Kauh. Refrain …
  4. Use Köster Dünnelang, Dünnelang, Dünnelang kreeg den Steert als Glockenstrang von Herrn Pastor sien Kauh. Refrain …
  5. Un de ole Stadtkapell, Stadtkapell, Stadtkapell kreeg en nees Trummelfell von Herrn Pastor sien Kauh. Refrain …
  6. Sleswig-Holstein meerumslungen, meerumslungen, meerumslungen hannelt nu mit Ossentungen von Herrn Pastor sien Kauh. Refrain …
  7. Un de dicke Gastweert Wild, Gastweert Wild, Gastweert Wild schreev gau op sieh Weertshuusschild: to Herrn Pastor sieh Kauh. Refrain …
  8. Un de Pastor, de wörr grimmig, de wörr grimmig, de wörr grimmig, slöög op’n Disch un see “Verdimmig! Ik bün de Herr vun de Kauh!” Refrain …
  9. Un de dat Leed nich wieder kann, wieder kann, wieder kann, de fang dat nu to fleiten an von Herrn Pastor sien Kauh. Refrain …
M.+T.: aus Norddeutschland, um 1870

Als die Römer frech geworden

Stimmband Nr. 203

  1. Als die Römer frech geworden, sim serim sim sim sim sim,
    zogen sie nach Deutschlands Norden, sim serim sim sim sim sim,
    vorne mit Trompetenschall, täterätätätä,
    ritt Herr Generalfeldmarschall, täterätätätä,
    Herr Qintilius Varus, wau wau wau wau wau wau,
    Herr Quintilius Varus, schnätterängtäng, schnätterängtäng, schnätterängtäng terängtängtäng.
  2. In dem Teutoburger Walde, …
    huh, wie pfiff der Wind so kalte, …
    Raben flogen durch die Luft, …
    und es war ein Moderduft, …
    wie von Blut und Leichen …
  3. Plötzlich aus den Waldes Duster …
    brachen kampfhaft die Cherusker, …
    mit Gott für Fürst und Vaterland …
    stürzten sie sich wutentbrannt …
    auf die Legionen …
  4. Weh, das war ein großes Morden, …
    sie schlugen die Kohorten, …
    nur die röm’sche Reiterei …
    rettete sich noch ins Frei’, …
    denn sie war zu Pferde …
  5. O Quintili, armer Feldherr, …
    dachtest du, dass so die Welt wär’? …
    Er geriet in einen Sumpf, …
    verlor zwei Stiefel und einen Strumpf …
    und blieb elend stecken …
M.: Joseph Victor von Scheffel (1826-1886)
T.: Ludwig Teichgräber (1840-1904)